Selbstverständnis

Wir sind das Antifaschistische Kollektiv*37, eine eigenständige, autonome Gruppe aus Hildesheim und bestehen seit 2014.
Wenn wir von Kollektiv sprechen, bedeutet das für uns, dass wir uns trotz unterschiedlicher Biografien, Fähigkeiten und Meinungen miteinander organisieren. Uns ist es wichtig, uns gegenseitig zu unterstützen und füreinander da zu sein. Unser Hauptziel ist es Faschist*innen, neonazistische Parteien und Organisationen aus der Region Hildesheim zu verdrängen und gleichzeitig die Verhältnisse, die ihre Existenz ermöglichen, zu überwinden.

Wir glauben, dass Antifaschismus nur dann nachhaltig erfolgreich sein kann, wenn wir den Kapitalismus überwinden. Für uns ist klar, dass der heutige Faschismus vor dem Hintergrund des Kapitalismus betrachtet werden muss. Ein Großteil der Menschen ist dazu gezwungen viele Stunden am Tag zu arbeiten. Wir arbeiten in der Lebensmittelproduktion, pflegen Menschen, unterrichten, reinigen, stellen all die Dinge her, die wir jeden Tag in der Hand haben. Aber von dem Geld, was wir erwirtschaften, bekommen wir nur einen Bruchteil als Lohn ausgezahlt. Während dieses System also einige Menschen, die Kapitalist*innen, immer reicher und mächtiger macht, wird es für viele von uns immer schwieriger, sich das Leben noch zu leisten. Um diese Form des kapitalistischen Wirtschaftens aufrecht zu erhalten, muss der Staat zu immer autoritäreren Mitteln greifen. Am Ende dieser Entwicklung steht der Faschismus. Er nutzt Ausgrenzung und Unterdrückung, um die ungleichen und unfairen Verhältnisse des Kapitalismus zu zementieren und auf die Spitze zu treiben. Dabei bedient sich der Faschismus vielen Unterdrückungsformen, die auch im Kapitalismus eine Rolle spielen. Unter den gegebenen Bedingungen bestimmen unter anderem Herkunft, Geschlecht, Sexualität, Hautfarbe und Religion sowie der Nutzen eines Menschen für das kapitalistische System über den Zugang zu Geld, Eigentum und Macht. Und damit letztlich über den Zugang zu Selbstbestimmung und Freiheit.

Im Faschismus werden Menschen anhand von diesen konstruierten Merkmalen in wertes und unwertes Leben unterteilt. Indem sich Faschist*innen rassistischer, nationalistischer, antisemitischer und antifeministischer Argumentationen bedienen, lenken sie von den gesamtgesellschaftlichen Zuständen ab. Anstatt die unfairen Eigentumsverhältnisse und das kapitalistische System in Frage zu stellen, schreiben sie die Verantwortung einzelnen Personengruppen zu und sprechen ihnen letztlich das Recht auf Leben ab. Aber auch ohne an der Macht zu sein, bringen Faschist*innen Angst, Gewalt und Tod für viele Menschen.

Der Kampf gegen den Faschismus bedeutet für uns immer einen Kampf gegen den Kapitalismus, um dem Faschismus seinen Nährboden zu entziehen. Unser antifaschistischer Kampf soll nicht das bestehende System vor Faschismus schützen, sondern die Menschen, die in ihm leben. Für unsere konkrete Arbeit in Hildesheim bedeutet das, dass wir gegen faschistische Strukturen vorgehen. Indem wir über ihre Aktivitäten aufklären, versuchen wir, die Stadt und Umgebung sicherer für Menschen zu machen, die von Faschist*innen und faschistischer Gewalt bedroht sind.

Durch Aktionen und Demonstrationen wollen wir außerdem unsere Ideen und Ansichten auf die Straße tragen und wahrnehmbare Alternativen formulieren. Gleichzeitig wollen wir durch Politisierung und gemeinsame Organisierung nachhaltig eine möglichst breite revolutionäre Bewegung aufbauen.

Diese soll stets die soziale Frage in den Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit stellen und in der Lage sein, entschlossen, mutig und solidarisch zu agieren. Dadurch versuchen wir möglichst viel Raum in Hildesheim antifaschistisch zu besetzen, um diese Räume nicht den Rechten zu überlassen. In Zukunft wollen wir uns außerdem verstärkt an sozialen Kämpfen beteiligen, diese unterstützen und voran treiben.
Auch wenn wir vorrangig in der Stadt Hildesheim und ihrem direkten Umfeld agieren, organisieren wir uns auch in überregionalen Bündnissen und betrachten unseren Kampf nicht als isolierte Auseinandersetzung, die auf Hildesheim beschränkt ist.

Wir sind solidarisch mit allen Menschen, die international gegen Unterdrückung und Faschismus mit dem Ziel für eine bessere Welt kämpfen. Wir wollen nicht so tun, als gäbe es es in einer internationalistischen Bewegung keine Widersprüche. Als Teil dieser Bewegung finden wir es wichtig, solidarische Kritik zu äußern und halten Diskussionen oftmals für gewinnbringend. Daher freuen wir uns auch, wenn Kritik an uns herangetragen wird.

Wir organisieren uns derzeit nicht offen, um uns vor staatlicher Repression und Faschist*innen zu schützen und auch um möglichst eng und vertrauensvoll miteinander arbeiten zu können.