Zehn Jahre sind seit der Selbstenttarnung des NSU vergangen. Anlässlich dessen haben wir einen stillen Ort des Gedenkens aufgestellt, um an die zehn Todesopfer zu Gedenken, die die Terrorist*innen zwischen 2000 und 2007 ermordet haben.
Es waren aber auch zehn Jahre, in denen wir viel über das Terror-Netzwerk und seine Unterstützer*innen gelernt haben. Heute sind viele Fragen noch offen und neue haben sich ergeben. Es sind Fragen, die der Staat beantworten könnte.
Aber die Sicherheitsbehörden und die Politik sind nicht gewillt, Antworten auf diese zu liefern. Stattdessen halten sie an der lange widerlegten drei Täter*innen-These fest und blockieren so aktiv die vollständige Aufklärung des NSU-Netzwerkes.
Ein Netzwerk, das auch nach Hildesheim reicht. Durch antifaschistische und journalistische Recherchen können wir mit Sicherheit sagen, dass mindestens zwei der im NSU-Prozess als Hauptunterstützer verurteilte Neonazis über enge Verbindungen in die Hildesheimer Neonaziszene verfügen. Eben jene beiden Unterstützer besorgten Ausweisdokumente und Geld für das untergetauchte Kerntrio. Sie versorgten das Trio außerdem mit Waffen und mieteten einige der Fluchtfahrzeuge für die Anschläge selbst. Aus heutiger Sicht ist es nur sehr schwer vorstellbar, dass lokale Neonazi-Strukturen davon nichts wussten. Diese und viele weitere Verbindungen bleiben bis heute unaufgeklärt. Ob sich daran etwas ändern wird, ist fraglich, solange die Landesregierung sich nicht bewegt. Weil es in Niedersachsen keinen Mord durch den NSU gegeben hat, besteht auch keine Notwendigkeit für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, so die frühere Erklarung. Das ist beschämend und ein weiterer Schlag ins Gesicht der Angehörigen und Uberlebenden der Anschläge. Untersuchungsausschuss jetzt!